In diesem Teil stellen wir die Resultate dar, welche die Schiffe in Bezug auf das Schwimmverhalten nach der zweiten Bauphase erzielten. Sie liegen in quantitativer wie auch in qualitativer Form vor. Dabei können wir überprüfen, ob die Kinder die in der ersten Bauphase empfohlenen Korrekturen mit einbeziehen oder nicht. Die Lernfortschritte werden nach Jahrgangsklassen dargestellt und interpretiert.
Kinder der zweiten Klasse: Auf dem höchsten Niveau können sich vier Schiffe halten. Insgesamt zehn Schiffskonstruktionen werden nach den ersten Tests verbessert, sechs davon sogar sehr stark. Dies entspricht einem sehr grossen Lernfortschritt. Insgesamt verbessern sich zwei Drittel der Kinder dieser Jahrgangsklasse. Kein Schiff weist nach der zweiten Bauphase und dem ersten Wassertest eine schlechtere Schwimmtüchtigkeit auf, nur ein Schiff ist auf demselben Stand geblieben.
Kinder der ersten Klasse: Insgesamt weisen nach der zweiten Bauphase und dem zweiten Wassertest knapp zwei Drittel aller Schiffe eine sehr gute Schwimmtüchtigkeit auf, vier Schiffs-Konstruktionen werden verbessert. Nur zwei Schiffe können einen Fortschritt erzielen. Bei zwei Schiffen verschlechterte sich die Qualität. Gesamthaft gesehen, haben die Kinder dieser Jahrgangsstufe grosse Lernfortschritte gemacht.
Ältere Kindergartenkinder: Ein Schiff kann die höchste Stufe dank des Grundkörpers aus Hartschaumstoff halten, drei Schiffe sind auf dem tiefsten Niveau geblieben, bei einem Schiff hat sich die Konstruktion in der zweiten Bauphase ein wenig, bei einem Schiff stark verschlechtert. Insgesamt haben die Besprechungen und Betrachtungen an der Wasserwanne zu keinen sichtbaren Lernfortschritten geführt.
Jüngere Kindergartenkinder: Bei dieser Jahrgangsgruppe sind keine Verbesserungen der Konstruktionen zu erkennen, diejenigen auf Stufe 1 und 2 sind weiterhin auf diesem Niveau geblieben, ein Schiff weist nach der zweiten Bauphase sogar ein schlechteres Schwimmverhalten auf als vorher. Von den drei Schiffen mit Level 5 sind zwei aus Hartschaumstoff gebaut. Ingesamt können keine grossen Lernfortschritte festgestellt werden.
Die Kinder der zweiten Klasse bauen teilweise sehr grosse Deckausbauten. Die schweren Schiffe tauchen tief und ungleichmässig ins Wasser ein. Einige Kinder bauen dicht, schmal und hoch, was ihre Schiffe instabil macht. Relativ viele Schiffe kentern bei der ersten Probe. Es kann davon ausgegangen werden, dass die besprochenen Lösungsmöglichkeiten aufgenommen und in der zweiten Bauphase angewendet wurden.
Erstklässler: Mehrheitlich umfassen die Schiffsbauten eher grossflächige Holzbodenbauten, die zum Teil nur wenig ins Wasser eintauchen. Grosse asymmetrische Schiffsdeckausbauten sind nur bei wenigen Schiffen zu sehen. Deshalb kentern nach der ersten Bauphase nur wenige und es braucht gesamthaft geringe Korrekturen! Erstaunlicherweise rüsten drei Kinder (Agron, Etienne, Joel) ihre Schiffe schon in der ersten Bauphase mit Hartschaumstoffstücken an der Bodenplatte aus, um ein Einsinken oder eine Schieflage zu verhindern. Diese Erkenntnisse erwarben sich diese Kinder wahrscheinlich beim Wassertest oder bei den Experimenten in der Einführungslektion. Nach der ersten Bauphase und den ersten Testversuchen mit den Schiffen im Wasser nehmen viele Kinder die vorgeschlagenen Verbesserungen an ihren Schiffen vor.
Ältere Kindergartenkinder: Wir stellen fest, dass die Schiffe nach der zweiten Phase tendenziell sogar eine eher schlechtere Schwimmstabilität aufwiesen als vorher. Wir beobachten, dass die Kinder in der zweiten Bauphase lustvoll viel Material auf das Deck türmen, ohne die Konsequenzen (Kentern, Schieflage) miteinzubeziehen. Einige Kinder verstehen die Korrekturvorschläge nicht oder vergessen, sie umzusetzen. Einige Kinder erinnern sich an die Vorschläge, setzen sie jedoch nicht sachgerecht um. Einige Kinder zeigen kein Interesse an den Fragen bezüglich des Schwimmens. Die Interviewerin muss die Frage mehrmals wiederholen, da sich die Kinder schnell ablenken lassen.
Bei den Gesprächen an der Wasserwanne stellen wir fest, dass sich viele jüngere Kindergartenkinder nicht wirklich für die Schwimmtüchtigkeit ihres Schiffs interessieren. Sie spielen lieber mit dem Schiff oder dem Wasser und ignorieren die Fragen der Interviewerin teilweise. Beispiel: Statt einer Antwort knüpft ein Kind an die Fantasiegeschichte von vorher an und erzählt diese weiter. Ein weiterer Hinweis ist der Gesichtsausdruck im Moment des Wässerns. Bei den älteren Kindern steht jeweils beim Kentern Enttäuschung oder bei guter Schwimmtüchtigkeit Freude im Gesicht, bei den jüngeren Kindern eher Erstaunen oder Gleichgültigkeit.
Wann ist ein Schiff ein Schiff? Dreidimensionales funktionales Gestalten mit vier- bis achtjährigen Kindern.
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